Sinusvenenthrombosen kommen auch bei Covid-19-Erkrankungen vor

Folge 85 der Coronavirus-Update Podcast-Serie – 20.4.2021

 

In dieser Folge mit der Wissenschaftsredakteurin Beke Schulmann und Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Link zum Podcast: www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Zitat Beke Schulmann:

„Dass Sinusvenenthrombosen auch bei einer Covid-19-Erkrankung vorkommen können, das geht auch aus einem Preprint der Universität Oxford hervor. Da haben die Forschenden das Risiko für Sinusvenenthrombosen nach einer Covid-19-Infektion untersucht.
Und sich in diesem Zusammenhang auch angeguckt, wie oft Sinusvenenthrombosen nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff vorkommen. Da schreiben die Forschenden, dass bei vier von einer Million Menschen, denen den Impfstoff von Biontech und Moderna verabreicht wurde, ebenfalls Blutgerinnsel in den Hirnvenen aufgetreten sind. Was erst mal verwundert: Bisher wurden diese Impfstoffe überhaupt nicht in Verbindung gebracht mit Sinusvenenthrombosen. Wie haben die das untersucht? Wie kommen diese Zahlen zustande?“ […]

Im weiteren Verlauf der Sendung wird deutlich – Zitat Sandra Ciesek:

„Nach Covid-19 hatte man 39 Fälle pro eine Million Infektionen und mit einer zusätzlichen Thrombopenie eins zu 500.000, also ungefähr 40 pro eine Million.“ […] „Also, die Impfung hatte einen Faktor zehn und die Covid-19-Erkrankung einen Faktor 100. Und dann schrieben sie noch, dass man bei AstraZeneca davon ausgeht, dass man fünf Fälle pro eine Million Einwohner oder eine Million Impfung hätte. Das Erste, was man aus dieser Studie sieht, ist, wenn man eine Covid-19-Erkrankung hatte, dass das Risiko, an einer Sinusvenenthrombose zu erkranken, sehr hoch ist. Das betraf auch Menschen unter 30. Also, sie haben sich auch die Fälle angeguckt, wie alt die waren, und da war eigentlich alles dabei, von unter 30 bis 80 Jahre. Man muss aber sagen, dass diese Studie nicht zeigt, dass mRNA-Impfstoffe genauso ein hohes Risiko haben für eine Sinusvenenthrombose wie AstraZeneca-Impfstoff.“

Wie bei alles Podcast der Serie gibt es auch zu dieser Sendung ein Skript mit dem Wortlaut der Beiträge von Sandra Ciesek und Beke Schulmann. Sie können also den Podcast noch einmal hören oder auch lesen. Hier der Link zum PDF: www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Weiterführende Informationen von Dr. Birgit Koll / Redaktion e|pat|in® by N3MO

In immer mehr Bundesländern wird der Vektorimpfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca für alle Altersklassen (bzw. für Menschen über 60 Jahre) freigegeben. Die Nachfrage nach einer Impfung gegen Covid-19 ist groß und lässt die Telefone von Hausarztpraxen, die derzeit hauptsächlich den Impfstoff von AstraZenaca bekommen, nicht stillstehen.

Das Hin und Her um den Impfstoff gegen das Corona-Virus macht es jedoch für viele Menschen schwer, das Risiko für Nebenwirkungen wie beispielsweise eine Hirnvenenthrombose, die meist in Kombination mit einem Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) auftritt, abzuschätzen. „Nicht hilfreich, eher geradezu desaströs seien die Kommunikation der Entscheidungen und die überzogene Darstellung in den Medien gewesen“, sagen viele Hausärzte, die sich jetzt einer Flut von Fragen gegenübersehen und Impfwillige vom hohen Nutzen einer Impfung mit Vaxzevria® überzeugen müssen. „Klar ist, dass der Impfstoff bei weitem sicherer ist als das Risiko einer Covid-19-Infektion“, so die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt.

Nutzen-Risiko-Beurteilung – das sollten Sie wissen!

Trotz seltener spezieller und schwerer Thrombosen der Hirnvenen ist das Urteil der EMA, STIKO und anderer Behörden zur Impfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca ebenso klar: Der Gesamtnutzen überwiegt die Risiken.

Bei der individuellen Entscheidungsfindung hilft es, sich vor Augen zu führen, dass auch eine COVID-19-Infektion diese besonderen Thrombosen zu verursachen scheint. Das belegt eine aktuelle Studie der Universität Oxford. Hier wurde untersucht,

  • wie hoch das Risiko ist, nach einer Infektion mit dem Corona-Virus an einer Sinusvenenthrombose zu erkranken
  • wie hoch das Risiko ist, nach einer Impfung mit den aktuell verfügbaren COVID-19-Impfstoffen (mRNA- und Vektorimpfstoffe) eine Sinusvenenthrombose (CVT) zu entwickeln

Das Ergebnis der Studie (Quelle: Ärzteblatt vom 15.04.2021) zeigt zweierlei auf, nämlich dass

  • bei einer Infektion mit dem Corona-Virus das Risiko für eine Hirnvenenthrombose deutlich erhöht ist (etwa um das 100-fache)
  • das Risiko durch COVID-19 eine Hirnvenenthrombose zu erleiden, höher ist als nach einer Impfung gegen COVID-19 (etwa um das 8-10-fache)

Insbesondere die Hausärzte sind nun gefragt, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Zum einen kennen sie Ihre Patienten sehr genau und können etwaige Risiken abschätzen. Zum anderen sind gerade sie es, denen die Patienten ein hohes Vertrauen entgegenbringen. „Wichtige Fakten immer wieder darzustellen und zu erklären, ergibt Sinn“, sagt dazu Kommunikationsexpertin und Medizinerin Dr. Dr. Petra Dickmann.

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